Pontifikalrequiem für Papst em. Benedikt XVI.

Ein "Weihnachtsmensch"

REGENSBURG (pdr/sm) – Anlässlich des Todes von Papst em. Benedikt XVI. am 31. Dezember 2022 hat Bischof Rudolf Voderholzer im Regensburger Dom St. Peter ein Pontifikalrequiem zelebriert. Zahlreiche Gläubige und Fahnenabordnungen der katholischen Vereine und Verbände waren gekommen, um sich im Gebet von dem emeritierten Papst zu verabschieden. Bis in die Seitenschiffe der Kathedrale drängten die Menschen, um dort noch einen Stehplatz zu finden. Im Anschluss an den Gottesdienst lud die Stadt Regensburg zu einem Trauerakt für Benedikt XVI. ein, der auch Ehrenbürger des Oberpfälzer Regierungssitzes ist. 

„Papst Benedikt hat die Menschen gestärkt durch die Gabe des Wortes“, betonte Bischof Rudolf Voderholzer in seiner Predigt und verwies auf die noch immer unerhört große Nachfrage seiner Bücher auf der ganzen Welt. Joseph Ratzinger/Papst Bene­dikt XVI., so der Bischof, werde in die Geschichte eingehen als der Theologenpapst. Nicht im Sinne, als habe er etwa nur für Theologen geschrieben, sondern im Sinne eines großen Lehrers der Kirche, dem es gegeben ist, komplexe Zusammenhänge einfach und klar darzustellen und all dies zugleich in einer schönen Sprache, die ihm schon den Ehrentitel „Mozart der Theologie“ eingebracht hat. „Zweifellos ist er einer der ganz großen Prediger auf der Cathedra Petri, sodass sein Name mit Recht neben denen von Leo und auch Gregor dem Großen genannt zu werden verdient“, stellte Bischof Voderholzer fest.

„Es war eine schöne Zeit! – Ruhe in Frieden!“

Neben dem Evangelium im Dom wurde ein Gemälde von Hermann J. Heiss aufgestellt, das Joseph Ratzinger kniend und betend darstellt und somit das zeigt, wofür sein Leben stand: für das stille Gebet und die Verehrung Gottes. Rechts vor den Altarstufen steht seit seinem Ableben ein Kondolenzbuch, in das sich die Gläubigen eintragen können. Seitdem haben sich viele Menschen darin verewigt: „Ruhe in Frieden, pass gut auf uns auf! Steh uns bitte am Freitag bei der Operation unseres Kleinsten von oben bei und mach, dass alles gut wird!“, oder „Bitte führe mich zu meiner Berufung! In stiller Dankbarkeit und Erinnerung an den bayerischen Papst“, oder „Es war eine schöne Zeit, ein deutsches Kirchenoberhaupt zu haben. Ruhe in Frieden!“. In Sätzen wie diesen erahnt man, wie nahe Papst em. Benedikt XVI. den Menschen in Regensburg stand und wie sehr sie ihn vermissen. 

Unter den Gästen im Dom fanden sich unter anderem auch der Staatsminister der Finanzen und für Heimat Albert Füracker, der Regierungspräsident der Oberpfalz Walter Jonas, der Präsident des Bayerischen Bezirketags Franz Löffler, die Regensburger Landrätin Tanja Schweiger, die Oberbürgermeisterin der Stadt Regensburg Gertrud Maltz-Schwarzfischer und der evangelische Regionalbischof Klaus Stiegler ein. Die Regensburger Domspatzen gestalteten unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Heiß  die Trauerfeier musikalisch. 

In seiner Predigt erzählte Bischof Rudolf Voderholzer weiter, dass Papst Benedikt XVI. ein Weihnachtsmensch gewesen sei, der von Kindheit an die Krippe, die Lieder, die häusliche Weihnachtsfeier mit den Eltern und Geschwistern sowie die Liturgie der Kirche und die Kirchenmusik geliebt habe. „So war es für mich sehr bewegend zu sehen, wie er in der Kapelle des Klosters Mater ecclesiae aufgebahrt war vor dem Altar und zwischen dem Christbaum auf der einen und seiner Weihnachtskrippe auf der anderen Seite“, erzählte Bischof Rudolf.

Den Überschritt wagen, hin zu Gott

„Achtmal hat Papst Benedikt XVI. die Christmette im Petersdom gefeiert. Stets ist davon ein besonderer Glanz ausgegangen“, so der Regensburger Oberhirte. Ein zentraler Gedanke seiner Weihnachtsverkündigung sei das Hinüber­gehen nach Bethlehem gewesen. Zweimal, 2009 und in seiner letzten Christmette 2012, habe Benedikt die Stelle aus dem Lukasevangelium ausgelegt, in der es heißt: „Als die Engel sie verlassen hatten (...), sagten die Hirten zueinander: ‚Auf, lasst uns hinübergehen nach Bethlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ‘“ (Lk 2,15). Auffällig sei, betonte Bischof Voderholzer, dass Benedikt in beiden Ansprachen bewusst den lateinischen Begriff „transeamus“ verwendet, den lateinischen Begriff erklärt und deutet. So 2012: „Lasst uns hinübergehen nach Bethlehem. (...) Transeamus heißt in der lateinischen Bibel: Hinübergehen, den Überschritt, das ‚Trans‘ wagen, mit dem wir aus unserer Denk- und Lebensgewohnheit herausgehen und die bloß materielle Welt überschreiten auf das Eigentliche hin, hinüber zu dem Gott, der seinerseits zu uns herübergekommen ist.“ Aber auch schon 2009 predigte Benedikt: „,Transeamus usque Bethlehem‘, heißt es in der lateinischen Bibel. Gehen wir hinüber. Überschreiten wir uns selbst.“ Wobei auch dabei betont wird, dass die Initiative von Gott ausgeht: „Auf, gehen wir nach Bethlehem zu dem Gott, der uns entgegengegangen ist ...“ 

Gegenseitiges Schenken und Empfangen

Warum Benedikt Wert auf die lateinische Übersetzung legte und sich nicht auf den griechischen Urtext bezog, lasse sich erahnen, so Bischof Rudolf Voderholzer: Im Hintergrund dieser tiefen Erschließung des Hinübergehens nach Bethlehem stehe ein bestimmtes musikalisches Werk: Das „Transeamus usque Bethlehem“. Es ist ein nur drei Minuten und 50 Sekunden langes Stück, das besonders in Bayern gerne von den Kirchenchören in der Christmette gesungen werde. Es gehörte auch unter Domkapellmeister Georg Ratzinger zum festen Weihnachtsrepertoire der Regensburger Domspatzen. „Von daher war Papst Benedikt das ‚Transeamus‘ als musikalische Auslegung des Weihnachtsevangeliums nach Lukas ein lang vertrauter Gegenstand der Betrachtung und der weihnachtlichen Meditation“, hob der Bischof hervor. Und weiter: „So ist in der Weihnachtsverkündigung von Papst Benedikt auch die Musik seines Bruders Georg gewürdigt, den er kurz vor dessen Hinübergang noch einmal in Regensburg besuchen konnte. Wir alle erinnern uns an die bewegenden Tage im Juni 2020. (...) Umgekehrt hat Georg Ratzinger damit auch Anteil an der Theologie seines Bruders Joseph. Es ist ein gegenseitiges Schenken und Empfangen“, so Bischof Rudolf ­Voderholzer.

18.01.2023 - Bistum Regensburg